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Zukunftsweisende Fusion zur Sicherung des Standortes

Die Inhaber der MSW Moselstahlwerk GmbH haben vor wenigen Monaten einen Vertrag  unterschrieben, der mit dazu beitragen soll, die  Zukunft des mittelständischen Unternehmens sowie den Standort im Trierer Hafen abzusichern. Dieser Vertrag besiegelt den Zusammenschluss des seit 2013 zur Südwest-Gruppe und ihrer Marke „baustahlgewebe“ gehörenden  Moselstahlwerks – zur Südwest-Gruppe zählen auch die Badischen Stahlwerke (BSW) in Kehl – mit der niederländischen Van Merksteijn Gruppe.

Van Merksteijn zählt zu den bedeutenden Drahtverarbeitern im Bereich Bewehrung in Europa. Neben dem Hauptsitz im niederländischen Almelo verfügt die Gruppe über drei weitere Produktionsstandorte in Belgien (Intersig) und Frankreich (Intersig France und VMI  Atlantic). Das Familienunternehmen erwirtschaftete 2023 mit rund 725 Mitarbeitern  einen Umsatz von circa 620 Millionen Euro.

Die Fusion beschreibt Moselstahlwerk-Geschäftsführer Markus Weber als Win-win-Situation, die beiden Seiten eindeutige Vorteile bringe: „Wir erhoffen uns in Trier eine bessere Auslastung unserer Produktion. Unser neuer Partner, der kein eigenes Stahlwerk hat, möchte unseren grünen Stahl. Denn mit unseren beiden Elektrostahlöfen EAF der BSW in Kehl sind wir weltweit Technologieführer. Mit einem Ausstoß von 310 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Tonne produzieren wir heute schon grünen Stahl in Deutschland. Der CO2-Gehalt könnte noch weiter gesenkt werden, wenn wir ausreichend grünen Strom und Wasserstoff bekämen. Mit unserem grünen Stahl werden wir künftig die Van Merksteijn-Gruppe beliefern, die bisher im Ausland einkaufen musste.“

Für das MSW, das seinen Sitz seit 1972 im Hafen Trier hat, bedeutet der Zusammenschluss mit Van Merksteijn nach Beschreibung Webers in – durch die wirtschaftlichen  Rahmenbedingungen – schwieriger gewordenen  Zeiten eine Absicherung des Standortes. Mit seiner seit 2024 um 25 Personen aufgestockte und damit auf rund 100 Mitarbeiter angewachsene Belegschaft konzentriert sich das bis  heute einzige Walzwerk in Rheinland-Pfalz nach wie vor auf die Produktion von Walzdrähten für Ziehgüten und Bewehrungsprodukte. Dazu wird hauptsächlich aus Deutschland angelieferter Stahlschrott in den BSW-Elektrostahlöfen in Kehl erschmolzen und zu Knüppeln von 16 mal 16 Zentimetern und einer Länge von 14,60 Meter gegossen. Dieses Vorprodukt gelangt an fünf Tagen in der Woche per Bahn in entsprechenden Waggons direkt in die Produktionshalle des Moselstahlwerks im Trierer Hafen. Eigens für das MSW und um seinem erhöhten Bedarf beim Bahntransportverkehr nachzukommen, ist die Hafeninfrastruktur 2019 als gemeinschaftliche Aktion von MSW und  Hafengesellschaft um eine neue Gleisanlage in Höhe des Unternehmens erweitert worden.

In den Hallen des Moselstahlwerks werden die Knüppel geteilt, auf 1.200 Grad Celsius erhitzt und anschließend in der Walzstraße mit einer Geschwindigkeit von bis zu 400 Stundenkilometern in den Abmessungsbereichen von 5,0 bis 21,5 Millimeter Durchmesser ausgewalzt. In Walzdrahtringen von circa 1,5 Tonnen verlässt der Bewehrungsstahl das MSW-Gelände zu seinen Endzielen. Die Abnehmer sind im Wesentlichen innerhalb Deutschlands sowie in Belgien, Frankreich und in den Niederlanden.  240.000 Tonnen Walzstahlprodukte sind durchschnittlich bislang pro Jahr an die Kunden geliefert worden. 300.000 Tonnen lautet das Ziel für das laufende Jahr 2025. Das Ziel von 350.000 Tonnen ist für das Jahr 2026 gesteckt.

„Wir haben in unserer Gruppe für die meisten Produkte im Bewehrungsdraht einhundertprozentige Lieferfähigkeit“, sagt Markus  Weber. Mit circa 90 Prozent ist die Baubranche der größte Abnehmer. Die übrigen zehn Prozent verteilen sich auf Zaunbauer (Maschendraht- und Doppelstabgitterzäune), Hersteller von Einkaufswagen für den Lebensmitteleinzelhandel, Gitterkäfige für die Tieraufzucht sowie die Automobilindustrie. Dabei gehen die großen Lieferungen per Schiff, mittlere per Bahn und die kleinen per Lkw an die Kunden raus. Derart das trimodale Portfolio des Hafens nutzend, ist nicht allein Hafengesellschaft-Geschäftsführer  Volker Klassen froh, das Moselstahlwerk nun schon mehr als fünf Jahrzehnte im Hafen  ansässig zu wissen. Auch MSW-Geschäftsführer Markus Weber äußert sich überzeugt vom Standort. Sowohl die Infrastruktur als auch die Zusammenarbeit mit der Hafengesellschaft beurteilt er positiv. Einen Wunsch formuliert Markus Weber dennoch: „Da das Moselstahlwerk keinen direkten Hafenzugang hat, müssen wir unseren Walzdraht von der Produktionshalle  per LKW in den Hafen transportieren. Wir würden  gerne mit höheren LKW-Belastungen fahren, was unter anderem auch CO2 einsparen würde.“  Gespräche mit zuständigen Stellen würden zurzeit geführt.

Apropos CO2-Ausstoß: Dass die Zukunft der Stahlindustrie durch die Transformation zur Klimaneutralität geprägt sein wird, steht für Markus Weber außer Frage. Das Moselstahlwerk habe sich dies auf die  Fahnen geschrieben, mit dem in Kehl produzierten grünen Stahl bereits einen elementaren Schritt in diese Richtung gemacht. Das Thema Strom und die seit dem Ukraine-Krieg explodierten Energiepreise gestalteten sich aber auch für das MSW zunehmend herausfordernd. „Da wir den Strom an der Strombörse kaufen müssen, sind wir den massiven Preisschwankungen ausgeliefert.“ 2024 habe es vermehrt Preissprünge bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde gegeben. Der Durchschnitts-Strompreis habe sich im Vergleich zu vor und nach der Energiekrise von 3,5 Cent auf acht bis zehn Cent die Kilowattstunde erhöht. Weber: „Hinzu kommt, dass sich die Netznutzungsgebühren, die wir als Unternehmen mitfinanzieren, innerhalb kürzester Zeit mehr als verdoppelt haben. Das alles ist wirtschaftlich gesehen ungesund und setzt uns dramatisch unter Druck. Deshalb arbeiten wir intensiv daran, noch besser zu werden, Abläufe zu überprüfen, um kostengünstiger zu produzieren. Ich setze dabei auf Technik. Technik, die sinnvoll und wirtschaftlich ist und uns unseren Vorsprung auf dem Markt sichert.“

Mehr zum Moselstahlwerk im Hafen Trier erfahren Sie hier >>

(Text: Susanne Rendenbach)